Schluss mit der Facebook-Marktschreierei: Google Plus als Chance für den Content

Warum die Edgerank-Optimierung Unternehmen nervig und austauschbar macht

Theseus bezwingt Prokrustes – den Riesen, der Reisenden die Beine abhackte oder sie streckte, damit sie ins Prokrustesbett passten … Ein Sinn-Bild für Google+ vs. Facebook?
Theseus bezwingt Prokrustes – den Riesen, der Reisenden die Beine abhackte oder sie streckte, damit sie ins Prokrustesbett passten … Ein Sinn-Bild für Google+ vs. Facebook? [Foto: Wikimedia Commons]

„Vielleicht ist Google Plus eine Chance zur Neuorientierung.

Weniger Marktschreierei. Weniger Wettbewerb. Weniger Austauschbarkeit. Mehr Charakter. Mehr Individualität.“

 

Eigentlich sollten es nur wenige Zeilen zum Google Plus Posting „Trending Topics auf Google Plus“ von Klaus Eck werden … „Schuld“, dass es länger wurde, war der dortige Kommentar von Christian Heuser:

 

„Ich bin auch fast komplett umgestiegen, da man mehr liest und einfach mehr Informationen erhält. Vor allem mobil. Kann mir gut vorstellen, dass kleinere Medien hier ihre Artikel posten können und sich hier mehr Kommentare von Bekannten häufen. Macht alles mehr persönlicher.“

 

Doch aus dem Einstiegssatz „+Christian Heuser Das kann ich nur bestätigen …“ wurde dann doch ein längeres Statement … Das ich hiermit in den Blog hinüber rette:

„Ich habe gleich am 7.11., also zur richtigen Zeit, mit +TravelLive begonnen und dort in kürzester Zeit eine der meist frequentierten deutschsprachigen Reiseseiten mit derzeit 640 Followern etablieren können. Auf Facebook wäre es mir nie gelungen, ohne Marketingmaßnahmen überhaupt so weit zu kommen. 

 

Es gibt aber noch einen zweiten, entscheidenden Grund als die Gunst der frühen Stunde: Auf Google Plus kann ich den Content wesentlich freier und individueller gestalten und auch „sperrigere“ Einstiegsimpressionen posten. Auf Facebook wäre ich mit #TravelLive ständig dazu verdammt gewesen, auf den Edgerank zu schielen, Fragen zu stellen und auf Likes abzuzielen, um überhaupt sichtbar zu sein - was man an der ständig gleichen, gestreamlineten, fast schon nervig bemühten Form von Facebook-Postings merkt. 

 

Durch die Filter-Funktion des Edgerank nimmt Facebook massivsten Einfluss auf die Textgestalt. Reduziert Postings auf die aufgeregten Rufe von Marktschreiern, die um Aufmerksamkeit buhlen. Steckt Content ins 420-Zeichen-Prokrustesbett. Verkrüppelt die Sprache.

 

In Google Plus fühle ich mich dagegen viel freier. Kann ich eigenwilliger texten. Muss Content nicht verkaufen. Kann mehr Persönlichkeit durchblitzen lassen.

 

Ich schreibe auf +TravelLive auch bewusst nicht, um Likes abzuräumen und Kommentare zu generieren. Und wundere mich selbst am meisten, dass trotzdem ständig neue Follower dazu kommen – gerade im Vergleich zu anderen touristischen Seiten, die auf Google Plus einfach nur die ermüdende Facebook-Maschinerie der Engagement-Maximierung fahren. 

 

Vielleicht ist Google Plus eine Chance zur Neuorientierung. Weniger Marktschreierei. Weniger Wettbewerb. Weniger Austauschbarkeit. Mehr Charakter. Mehr Individualität. 

 

Somit sehe ich in Google Plus tatsächlich eine Chance. Für kleinere wie größere Medien. Und generell für Menschen. Profil zeigen. Sichtbarer werden. Gefunden werden.“

Nun – erzeugt die Facebook-Maschinerie wirklich Textmonster? Reduziert sie Content auf Marktschreierei? Was meinen Sie?

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Silke Liebig-Braunholz (Sonntag, 25 März 2012 20:01)

    Ich habe diesen Beitrag jetzt erst entdeckt. Dennoch lag wohl bereits im November sehr viel Vorahnung darin. Es hat sich nun mittlerweile bewahrheitet, wie ermüdend Facebook ist - es bleibt eben eine Plattform für den freundschaftlichen Austausch, bei dem die Interessen jedes Einzelnen gesammelt und zur Vermarktung ausgewertet werden.

    Es ist Zeitverschwendung, wenn sich Unternehmen hier tummeln, weil sie eben gar keine Chance haben, ihr Profil zu zeigen. Schon gar nicht, wenn sie ihre Seiten von Agenturen gestalten lassen, die damit nur Geld verdienen wollen, weil ihnen sonst derzeit die Aufträge fehlen.

    Die Vermarktung bleibt deshalb - Gott sei Dank - auch im Social Web mühsam und lässt sich eben nicht mit der so beliebten marktschreierischen Art optimieren, in der einige Unternehmen auf sich verweisen. Das hat die Vergangenheit gezeigt und macht Google+ so reizvoll. Denn hier kommt es mehr denn je auf Content an, der dann im großen Web gefunden wird. Genau darin besteht die Chance für Unternehmen, die sich jedoch nicht etwa nur mit Bildern oder im Web gelesenen Artikeln darstellen sollten. Ein Profil zu zeigen bedarf etwas mehr Anstrengung und einer gründlichen Überlegung.

  • #2

    Günter Exel (Montag, 26 März 2012 17:38)

    Liebe Frau Liebig-Braunholz,
    vielen Dank für Ihren Kommentar! Auch nach fast einem halben Jahr bin ich davon überzeugt, dass es anders geht als auf Facebook. Die Chronik für Unternehmen ist definitiv ein Schritt nach vorne - aber an einer Google Plus Seite führt in Sachen Sichtbarkeit im Web für die meisten Unternehmen kein Weg vorbei.
    Liebe Grüße, Günter Exel